Lesementoring - Qualitätsstandards
Das Programm Lesementoring wurde von der Stadt Hannover entwickelt und wird seit 2004 an mehreren Standorten erfolgreich und nachhaltig umgesetzt. Dabei sorgt die Programmleitung für die Einhaltung der Qualitätsstandards. Für den Transfer des Projektes an Standorte außerhalb der Stadt Hannover wurden spezielle Fortbildungsmodule (Lesementoring- Transfer) entwickelt. Um die positiven Wirkungen, den Erfolg und die Qualität des Programmes zu gewährleisten, ist es wichtig, auf die Einhaltung der genannten Standards zu achten.
Das gesamte Know-How dieses Programmes wird in flexibler Form zur Verfügung gestellt.
Damit ist das Vertrauen und die Erwartung verbunden, dass bei der Verwendung und /oder Veränderung des Materials die Standards, Programmphilosophie und die pädagogischen Prinzipien gewahrt bleiben und dass bei gegebenem Anlass und bei der öffentlichen Darstellung des Programmes die Urheber und Quellen genannt werden.
Für Einrichtungen / Stadtteile / Gemeinden, die ein Projekt mit dem Titel „Lesementoring“ durchführen möchten, gelten folgende Punkte als Qualitätsstandards:
1. Philosophie, pädagogische Prinzipien
Wir gehen davon aus - und die Erfahrungen bestätigen dies - dass Kinder und Jugendliche
grundsätzlich gerne lernen und lesen, sofern folgende Bedingungen gelten – und zwar für
alle – auch die Erwachsenen auf allen Ebenen des Programmes:
- Beraten statt bewerten
- Bewegungsbedürfnisse der Kinder werden respektiert und es wird ihnen Raum gegeben
- Freude beim Lernen und Lesen wird ganz wichtig genommen
- Freiwilligkeit wird beachtet
- Freiheiten werden in ausreichendem Maße gewährt
- Feedback wird gegeben und angenommen
- Grosszügigkeit gilt
- Genderaspekte werden beachtet
- Hilfsbereitschaft und Solidarität sind wichtige Werte
- Humor ist immer mit dabei
- Kreativität und
- Kompetenzen der Jugendlichen finden Beachtung
- Respekt herrscht unter allen Beteiligten
- Regeln werden vereinbart, die Sinn machen und nachvollziehbar sind
- Rhythmen schaffen sinnvolle Gliederung in den Lern-, Lese- und Bewegungseinheiten
- Rituale schaffen Verbindlichkeit, Sicherheit und Zusammengehörigkeit
- Resonanzräume sind da, in der die Kinder und Jugendlichen spüren, dass ihre Leistungen wahrgenommen werden
- Reflexion wird ermöglicht und gefördert
- Spiel, Spaß und Lernen sind keine Gegensätze sondern werden miteinander verbunden
- Unterschiedlichkeit der Kinder wird auch im Lesen und Lernen respektiert
- Wertschätzungsklima herrscht unter allen Beteiligten
- Wohlwollen gegenüber Lernenden und die
- Würde eines jeden wird geachtet
2. Örtliches Programmmanagement
Vernetzung von Bildungs/- Kultureinrichtung/en, Schulen, Bibliotheken vor Ort
- Ein*e Programmmanager*in hält die „Fäden“ des Projekts am jeweiligen Standort zusammen: Er*sie baut Kontakt und Kooperation zur den Partnerschulen und zur örtlichen Bibliothek auf. Er*sie findet MultiplikatorInnen, meldet sie zur Fortbildung (s. Punkt 4) an und sorgt für eine Einbindung der Multiplikator*innen in das Programm mit einer ausreichenden Stundenzahl.
- Er*sie sorgt für die Vorstellung des Programmes in den Schulen und die Benennung von Kontaktlehrkräften aus den Partnerschulen. Er*sie ruft diese (mind. 4 ) Personen als das Lesementoring -Programmteam mindestens am Anfang des Programm zur Planung und gegen Ende zur Auswertung und Planung des neuen Durchgangs zusammen.
- Die beteiligten Partnerschulen (Mentees: Grundschule, MentorInnen: Gym.,IGS, RS...) benennen jeweils eine Kontaktlehrkraft, die sich um die in der Programmvereinbarung / in den Checklisten aufgeführten Aufgaben kümmert.
- Es wird eine Programmvereinbarung abgeschlossen, in der die Aufgaben, Adressen usw. der am Programm beteiligten Personen/Institutionen benannt sind.
- Die örtlichen Programmmanager veranstalten in Zusammenarbeit mit den Multiplikator*innen und Kooperationspartnern jeweils am Ende des Programmzeitraums eine feierliche Übergabe der Kompetenznachweise für die Mentor*innen.
- Der*die Programmmanager*in nimmt nach Ablauf des einjährigen Programmes gemeinsam mit den ausgebildeten Fachkräften an einer Auswertungstagung teil.
3. Leseförderung der Grundschulkinder (Mentees)
- Die Lesementor*innen (Jugendliche) betreuen jeweils zu zweit eine Kindergruppe (4 – max. 6 Kinder) Grundschüler*innen aus den Klassen 2 – 4 (frühestens ab Klasse 2!)
- Die Lesementor*innen führen mit den „Mentees“ wöchentlich ein 1 1/2 –stündiges Lese-Spiel-Bewegungsprogramm durch. Die Struktur, Regeln sowie mögliche Inhalte und Spiele werden im Einführungsseminar durch die Multiplikator*innen anhand der Mentoring-Materialien (Mentorentasche) vermittelt.
- Die Jugendlichen haben die Freiheit, die Stunden im Rahmen der vorgegebenen Struktur weitestgehend nach eigener Kreativität zu gestalten. Lesen und Lesespiele bleiben jedoch Schwerpunkt. Eine Bewegungspause ist zwingend nötig.
- Die Kinder entscheiden sich freiwillig für das Projekt. Wenn sie (von den Eltern – über die Lehrkräfte der Schule) angemeldet wurden, müssen sie jedoch i.d.R. über die Dauer des Projektes (mindestens ein Schulhalbjahr) teilnehmen und eine Vereinbarung mit ihren Mentor*innen unterschreiben
- Das Lesementoring findet in der Freizeit – i.d.R. als freiwillige AG der Schule (aus Versicherungsgründen) statt.
4. Fachliche Beratung und Kompetenzförderung der Jugendlichen (Mentor*innen)
- Die Jugendlichen werden in mindestens 2 Seminartagen auf ihre Arbeit als Lesementor*innen von den Fachkräften vorbereitet, die an der Fortbildung „Lesementoring - Transfer“ teilgenommen haben. (Wenn möglich sollten zwei 1/2- tägige Workshops zu den Themen „Lesen-Bewegen-spielen“ und „Atem-Stimme-Vorlesen“ noch dazukommen.) Die Schüler*innen müssen von ihrer Schule für diese Seminartage freigestellt werden.
- Sie erhalten jede*r eine Mappe/Tasche mit den Praxis-Materialien und werden von den Multiplikator*innen angeleitet, wie diese in den Lesementoring-Stunden einzusetzen sind.
- Die Lesementor*innen werden zu Supervisionen in den ersten 2 Monaten möglichst wöchentlich, in den nächsten Monaten ggf. 14-tägig oder in längeren Abständen mindestens eine Stunde zusammengerufen. Die Treffen werden von den ausgebildeten Fachkräften (Multiplikator*innen) moderiert.
- Die Lesementor*innen werden in ihren Gruppen von den Fachkräften mindestens 2 mal pro Halbjahr besucht (Hospitation). Anschließend führen sie gemeinsam Dialoge, die sowohl ein Feedback und Reflexion der Lesementoring-Stunden als auch ein Gespräch über die Stärken der Jugendlichen (Kompetenznachweis Kultur) beinhalten.
- Die Jugendlichen entscheiden sich freiwillig für das Projekt. Wenn sie sich angemeldet haben, müssen sie jedoch i.d.R. über die Dauer des Projektes (mindestens ein Schulhalbjahr) teilnehmen und eine Vereinbarung mit ihren Multiplikator*innen/Berater*innen (Vorlage siehe Konzeptmappe) unterschreiben.
- Das Lesementoring findet in der Freizeit – i.d.R. als freiwillige AG der Schule (aus Versicherungsgründen) stat.
- Den Jugendlichen wird bei engagierter Mitarbeit am Ende des Projektes der„Kompetenznachweis Kultur“ in einer Feierstunde durch die betreuenden Fachkräfte verliehen.
5. Fortbildung und Mitarbeit der Multiplikator*innen
Teilnahme der Multiplikator*innen an dem 7-tägigen Fortbildungsprogramm „Lesementoring-Transfer“ mit Abschlusszertifikat.
- Die Fachkräfte qualifizieren, betreuen und beraten die jugendlichen Mentor*innen und halten Kontakt zu den Partnerschulen und der Bibliothek. Sie überwachen die Qualität der Mentor*innen-Arbeit und stellen den Jugendlichen bei engagierter Mitarbeit jeweils am Ende des Projektzeitraums den „Kompetenznachweis Kultur“ aus.
- Die Fachkräfte nehmen mit dem*der Programmmanager*in aus der Einrichtung nach Ablauf des einjährigen Programmes gemeinsam an einer Auswertungstagung teil.
- Die Programmtstandorte "Lesementoring" beteiligen sich am Netzwerk "LesementoRing".